Online Casinos werden häufig zu illegalen Zwecken missbraucht. An erster Stelle steht dabei die Geldwäsche. Die neuen Richtlinien für Online-Anbieter, die der Europäische Glücksspielverband EGBA (European Gaming and Betting Association) vor wenigen Tagen veröffentlicht hat, sollten die Einhaltung der aktuellen EU-Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche sicherstellen.
In einer Pressemitteilung ließ die EGBA verlauten, es handele sich bei dem neuen Regelwerk um die ersten europaweit geltenden Richtlinien für Internet Glücksspielanbieter. Führende Experten seien hinzugezogen worden, um die neuen Standards für das Online-Glücksspiel zu überprüfen. Dabei, so der Verband in seiner Mitteilung, seien sowohl neue Gesetze als auch die neuesten Technologien berücksichtigt worden.
Viele Online Casinos bieten mit Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum an. Kriminelle nutzen diese und andere Währungen immer wieder, um illegal erworbene Gelder zu transferieren. Die Spieleplattformen haben oft keine Handhabe, da die Nachverfolgung der Gelder in vielen Fällen nicht möglich ist und die Kontoinhaber vollständig anonym auftreten können.
Dennoch fordert die EGBA, dass Online Glücksspielanbieter nicht zu Plattformen für den Tausch von Kryptowährungen werden dürften. Die Casinos sollen künftig sicherstellen, dass die Zahlungsdienstleister, mit denen sie kooperieren, die AML (Anti Money Laundering)-Richtlinien zur Verhinderung von Geldwäsche strikt einhalten.
Zur Durchsetzung der AML-Vorschriften will die Europäische Union eine neue Behörde einrichten. Diese soll aller Voraussicht nach bereits im kommenden Jahr einsatzbereit sein. Die neu geschaffene Institution soll sich um die Überwachung der Anti-Geldwäsche-Vorschriften in der Wirtschaft kümmern. Da europäische Online Casinos Wirtschaftsunternehmen sind, fallen diese in den Zuständigkeitsbereich der neuen Behörde.
Dass die EGBA-Mitglieder die europäischen Richtlinien ernst nehmen, lässt sich daran erkennen, dass sie Verdachtsmeldungen sofort an die nationalen Strafverfolgungsbehörden weitergeben. Nach Angaben der EGBA wurden allein im Jahr 2021 rund 13.000 Meldungen an die Behörden übermittelt. Darüber hinaus vertritt der Verband seine Mitglieder in relevanten europäischen Foren. Dazu gehört beispielsweise die Financial Task Force (FATF).
Die FATF gilt als wichtigstes internationales Gremium zur Verhinderung und Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Es ist der OECD in Paris angegliedert. Die Mitgliederliste umfasst 35 Staaten, die EU-Kommission und den Golf-Kooperationsrat. Die von der FATF gesetzten Standards sind sogenannte „soft laws“, die zwar keine unmittelbare Wirkung entfalten, aber von mehr als 170 Nationen anerkannt werden. Zu diesen gehören auch Österreich und Deutschland.
Die EGBA, die früher unter der Bezeichnung „European Betting Association“ auftrat, existiert bereits seit 2007. Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich bei dem Verband um eine relativ kleine Organisation, der gerade einmal sechs Anbieter angehören. Allerdings sind unter ihnen einige der bekanntesten Gambling- und Wettplattformen – zum Beispiel William Hill, Bet365 und Betsson.
Zu den erklärten Zielen der EGBA gehört die Schaffung einer sicheren Glücksspielumgebung. Die Mitglieder verpflichten sich zur Einhaltung von hohen Standards. Im Jahr 2021 besaßen die beteiligten Unternehmen insgesamt 225 Glücksspiellizenzen (verteilt auf 21 Länder). Die Anzahl der Spieler und Sport-Tipper, die die teilnehmenden Plattformen nutzen, beläuft sich inzwischen auf fast 30 Millionen.