Glücksspielsucht ist ein Problem, das in vielen Ländern verbreitet ist. Auch in Großbritannien sind Hunderttausende von Menschen betroffen. Neue Zahlen des Branchenverbandes BGC (Betting and Gaming Council) geben Anlass zur Hoffnung: Im Jahr 2022 ging die Anzahl der Süchtigen leicht zurück.
In Großbritannien leben derzeit rund 56 Millionen Menschen. Nach Angaben des BGC beträgt der Anteil der erwachsenen Spielsüchtigen 0,2 Prozent. Im Vorjahr, so ein Sprecher, habe der Anteil der über 18-jährigen Spieler mit problematischem Spielverhalten noch bei 0,3 Prozent gelegen.
Damit verringerte sich der Anteil der Spielsüchtigen an der erwachsenen Gesamtbevölkerung von 1,3 Millionen auf rund 900.000. Verglichen mit anderen Ländern, so der BGC, seien dies niedrige Zahlen. Die offizielle Zahl der Spielsüchtigen ist in den meisten Staaten ein gut gehütetes Geheimnis. Es darf jedoch angenommen werden, dass es in Ländern mit einer hohen Anzahl an Spielotheken einen proportionalen Anteil an Spielsüchtigen gibt.
Gegenwärtig ist Japan das Land mit den meisten Spielautomaten. Über 4 Millionen „Slots“ sind quer über das Inselreich verteilt. Dahinter liegen die USA mit lediglich 900.000 Spielautomaten. In Deutschland gibt es rund 210.000 öffentliche Geldspielgeräte, in Österreich gerade einmal 7.200.
Ähnlich wie in Deutschland wird auch in Großbritannien eine Neuregelung des Glücksspielsektors angestrebt. Während in Deutschland bereits erste Schritte eingeleitet wurden (ein Beispiel ist die Schaffung der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder), stehen die Bemühungen im Vereinigten Königreich noch am Anfang. Derzeit wird die Veröffentlichung eines Whitepapers erwartet, in dem die künftigen Strukturen der dortigen Glücksspielbranche beschrieben werden.
Branchenkenner gehen davon aus, dass mit den neuen Bestimmungen tiefgreifende Einschränkungen im Bereich des Online-Gamblings einhergehen könnten. Großbritannien gilt als einer der lukrativsten Märkte für Internet-Spielanbieter, was sich durch konkrete Zahlen untermauern lässt. Im Jahr 2021 wurden hier über 12 Milliarden Euro mit Online-Glücksspielen umgesetzt. Damit rangiert Großbritannien vor den USA, wo im gleichen Zeitraum „nur“ 11 Milliarden Euro umgesetzt wurden.
Ein von Fachleuten geschnürtes Maßnahmenpaket soll die Glücksspielsucht im Vereinigten Königreich zurückdrängen. Ähnlich wie in Deutschland könnten die Maßnahmen Höchsteinsätze sowie ein Verbot von VIP-Paketen für problematische Spieler beinhalten. Die beliebten Willkommensboni sollen jedoch weiterhin verfügbar bleiben.
Im Gespräch ist außerdem eine Beschränkung für das Glücksspiel-Sponsoring auf Fußballtrikots. In Großbritannien treten Buchmacher wie Betway, Tipico oder Bet365 schon seit längerer Zeit als Sponsoren in Erscheinung. Zu den geförderten Clubs zählen unter anderem Newcastle United, Swansea und West Bromwich Albion.
Für Entrüstung sorgten Äußerungen von britischen Regierungsvertretern, die darauf hindeuten, dass es bald eine Bonitätsprüfung von Spielern geben könnte. Nur wenn diese erfolgreich verläuft, soll der Zugriff auf Online-Spiele wie Roulette, Blackjack oder die nicht minder beliebten Spielautomaten möglich sein.
Umfragen unter Spielern zeigen, dass es wenig Sympathie für die Initiative der britischen Regierung gibt. Auch die Glücksspielbranche ist mit den Vorstellungen des Gesetzgebers nicht einverstanden. Es wird befürchtet, dass die Umsätze mit Online-Spielen einen Einbruch erleiden könnten. Zuletzt verzeichnete die Branche ein Minus, was vor allem auf die steigenden Lebenshaltungskosten in England zurückgeführt wird.
Schon jetzt müssen Anbieter von Online-Spielen in Großbritannien strenge Auflagen erfüllen, um die benötigte Lizenz der britischen Glücksspielkommission UKGC (United Kingdom Gambling Commission) zu erhalten. Unter anderem muss den Spielern die Festlegung von persönlichen Limits in Bezug auf Einsätze, Verluste und Sitzungsdauer ermöglicht werden.
Der Spielerschutz ist für große Glücksspiel- und Wettanbieter ein wichtiger Kostenfaktor. Je mehr Schutzmaßnahmen umgesetzt werden müssen, desto schmaler fallen die Gewinne aus. In Deutschland macht sich dies beispielsweise bei der Abfrage von Spielerdaten bemerkbar, die in der sogenannten OASIS-Datei hinterlegt sind. Hierbei handelt es sich um ein System, in dem problematische Spieler erfasst werden.
Wer sich selbst vom Spielbetrieb ausschließt, bekommt in allen Casinos keinen Zugang mehr, die dem OASIS-System angehören. Der neue deutsche Glücksspielvertrag sieht vor, dass alle in Deutschland lizenzierten Anbieter sich dem System anschließen müssen. Den Nutzern steht es jedoch frei, sich bei einem Anbieter mit ausländischer Lizenz (z.B. von der maltesischen MGA) zu registrieren und dort weiterzuspielen.
In England könnten bald ähnliche Kosten auf die Anbieter zukommen. Kostenintensiv ist auch der Support, an den sich Spieler mit latenter Glücksspielsucht wenden können. Auf Wunsch richtet der Kundendienst eine Sperre ein und vermittelt den Kontakt zu Beratungsorganisationen wie GamCare oder Gamblers Anonymous.